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Stichprobe
- 20. Juli 2018
- Posted by: Mika
Wie bereits im vergangenen Abschnitt deutlich wurde, ist es wichtig für Untersuchungen geeignete Stichproben auszuwählen.
Der Goldstandard für repräsentative Stichproben sind echte Zufallsstichproben. Das würde bedeuten, dass aus einem Register über die ganze Population (z. B. alle in Deutschland gemeldeten Personen) zufällig einige Personen für die Untersuchung ausgewählt werden. In einer Zufallsstichprobe hat also jeder Merkmalsträger aus der Grundgesamtheit die gleiche Wahrscheinlichkeit, in die Stichprobe aufgenommen zu werden. Solche Register liegen aber, u. a. auch aus Datenschutzgründen, normalerweise nicht vor. Außerdem gilt der Grundsatz der freiwilligen Teilnahme. Das heißt, selbst wenn eine Person für die Zufallsstichprobe ausgelost würde, stünde es ihr frei, die Teilnahme abzulehnen.
Früher haben Befragungsinstitute Personen zufällig aus dem Telefonbuch ausgewählt und diese für Umfragen angerufen. Das ist mittlerweile gesetzlich verboten, solchen Anrufen muss man vorher zustimmen. Echte Zufallsstichproben gibt es also selten in der Forschung.
Einfacher gestaltet sich manchmal die Ziehung von mehrstufigen Zufallsstichproben, weil für diese kein Gesamtpersonenregister gegeben sein muss. Für eine Stichprobe aus Studenten könnte man also zufällig einige Universitäten auswählen, in jeder Universität zufällig einige Studienfächer auslosen und schließlich aus jedem Studienfach zufällig eine bestimmte Anzahl Teilnehmer auswählen.
Dann hat immer noch a priori jedes Mitglied aus der Bevölkerung die gleiche Wahrscheinlichkeit ausgewählt zu werden. Allerdings haben die Daten dann typischerweise eine mehrstufige Struktur, weil sich die Personen innerhalb eines Clusters ähnlicher sind als über verschiedene Cluster hinweg. Das kann man methodisch ausgleichen mit sogenannten Mehrebenenmodellen. Solche Mehrebenenanalysen berücksichtigen die geschichtete Struktur, indem die Gruppenzugehörigkeit als zufälliger Effekt mit in die Regressionsgleichung aufgenommen wird.
Meistens basieren die Daten in der empirischen Forschung auf Gelegenheitsstichproben, die auch als willkürliche Stichproben bezeichnet werden. Für Gelegenheitsstichproben wird keine a-priori Auswahl der Probanden getroffen, sondern es werden alle Probanden miteingeschlossen, die sich auf eine Anzeige oder Annonce hin freiwillig melden oder sich auf der Straße rekrutieren lassen und vorher definierte Einschlusskriterien erfüllen. Dies ist eine kostengünstige Praxis, um Teilnehmer für Studien zu gewinnen. Wenn die Untersuchungen inhaltlich interessant sind und für die Probanden die Aussicht besteht, Feedback zu bekommen oder etwas dazuzulernen, sind diese meist motiviert und die Dropout-Raten niedrig.
Da Gelegenheitsstichproben keinen repräsentativen Schnitt durch die Bevölkerung darstellen, sind sie nicht geeignet, um absolute Stichprobenkennwerte oder Häufigkeiten zu bestimmen (z.B. Wahlprognosen oder Normierungen). Zur Untersuchung von Zusammenhängen oder Veränderungsmessungen ist es meist unproblematisch, Gelegenheitsstichproben zu verwenden. Nichtsdestotrotz muss in Betracht gezogen werden, dass durch eingeschränkte Merkmalsvarianzen Zusammenhänge möglicherweise unterschätzt werden.