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Merkmal, Merkmalsträger, Ausprägung
- 20. Juli 2018
- Posted by: Mika
In der empirischen Forschung interessiert man sich für bestimmte Merkmale der untersuchten Population und deren Zusammenhänge untereinander.
Die Populationen können z. B. Menschen sein und deren interessierende Merkmale das Geschlecht, Herkunft oder Alter. Beispiele für Merkmale in der Population von Arbeitnehmern sind das Einkommen, die Anzahl der Untergebenen/Kollegen oder die Zufriedenheit am Arbeitsplatz.
Schließlich müssen die Untersuchungsgegenstände nicht zwangsläufig Menschen sein, es können auch Aktien (z.B. mit dem Merkmal des Kurswertes zu einem bestimmten Zeitpunkt) untersucht werden, Ehen (z.B. Dauer der Beziehung, Häufigkeit der Konflikte und Anzahl der Kinder) oder viele andere denkbare Einheiten betrachtet werden.
Operationalisierung von Merkmalen
Merkmale müssen gemessen werden, diesen Prozess nennt man Datenerhebung und er setzt eine sinnvolle Operationalisierung (das ist eine Messvorschrift) des Merkmals voraus. Manche Operationalisierungen sind eindeutig vorzunehmen, das Alter kann man z. B. aus dem Personalausweis ablesen oder den Kurswert einer Aktie auf Webseiten einer Börse ermitteln. Bei anderen Merkmalen ist die Operationalisierung nicht auf Anhieb klar. Wie kann man die Zufriedenheit einer Person am Arbeitsplatz am besten messen? Mit einer einfachen Frage „Wie zufrieden bist zu mit deinem Arbeitsplatz auf einer Skala von 1 bis 100?“ oder lieber mit vielen Fragen wie z. B. „Ich gehe morgens gerne zur Arbeit“, „Ich mag meinen Vorgesetzten“ oder „Mir ist langweilig und ich kann den Feierabend kaum abwarten“ etc., aus denen dann ein Summenwert gebildet wird?
Auch um die Konflikthäufigkeit in einer Beziehung zu messen, bedarf es vorher einiger Überlegungen. Wie ist ein Konflikt definiert? Was ist, wenn nur einer der Partner eine Situation als Konflikt wahrnimmt und der andere nicht? Und wie soll man Ängstlichkeit messen? Ob man sich traut eine Rede vor großem Publikum zu halten, oder schon mal Bungeespringen gemacht hat? Indem man die Person selbst zu ihrer Ängstlichkeit oder ihre Freunde befragt?
Hier gibt es keine eindeutige Antwort. Eine geeignete Operationalisierung hängt davon ab, was Du in welchem Kontext untersuchen willst, wie viel Aufwand Du dafür betreiben kannst (ein dreistündiger Intelligenztest in einem Interview ist aufwändiger als ein kurzes Blatt mit verschiedenen Denkaufgaben) und welche Aspekte des Merkmals theoretisch relevant sind (also eher Mut beim Bungeespringen oder Mut in sozialen Situationen?).
Ganze Bereiche der Statistik, Psychologie und Psychometrie beschäftigen sich mit genau diesen Fragen: Wie kann man Merkmale sinnvoll und valide (→ Verweis Gütekriterien) messen? Wann ist ein Fragebogen oder ein Test gut und genügt den wissenschaftlichen Gütekriterien? Diese Gebiete heißen Testtheorie oder Messtheorie und stellen das Fundament für die Empirie dar. Mithilfe von Strukturgleichungsmodellen (→ Verweis SEM) kann man in statistischen Analysen berücksichtigen, dass sich die gemessene Variable (z. B. der Wert in einem Ängstlichkeitsfragebogen) von dem zugrundeliegenden Konstrukt (der tatsächlichen Ängstlichkeit) unterscheidet, weil es Messfehler und spezifische Anteile gibt. An dieser Stelle soll die Testtheorie nicht weiter vertieft werden. Wir begnügen uns mit dem Hinweis, dass die Operationalisierung ein wichtiger Schritt im versuchsplanerischen Prozess ist und die Merkmalsausprägung manchmal nicht einfach mit dem Ergebnis eines Messinstrumentes gleichgesetzt werden kann.
Arten von Merkmalen
Man unterscheidet zwischen manifesten und latenten Merkmalen. Erstere sind, wie oben beschrieben, die eindeutig messbaren oder beobachtbaren, dort besteht in der Regel selten Diskussions- oder Rechtfertigungsbedarf über die Operationalisierung. Latente Merkmale hingegen können nur indirekt erfasst werden. Diese Merkmale werden auch als Konstrukte bezeichnet. Ängstlichkeit ist zum Beispiel ein nicht direkt messbares Konstrukt, mit dem man bestimmte Verhaltensweisen und Dispositionen von Menschen zusammenfasst; mithilfe von Fragebögen, Tests oder Interviews versucht man diese durch für ängstliche Personen typische Verhaltensweisen zu erfassen.
Ein Merkmal kann auf unterschiedlichen Skalenniveaus (→ Verweis Skalenniveaus) erhoben werden. Das Skalenniveau ist eine Eigenschaft der Variable(n), mit der das Merkmal gemessen wurde. Das Skalenniveau wird davon beeinflusst, ob ein Merkmal qualitativ oder quantitativ ist. Qualitative Merkmale sind solche, deren Merkmalsausprägungen verschiedene Kategorien sind. Der Wohnort, eine Farbe oder ein Geschlecht sind solche kategorialen bzw. qualitativen Merkmale.
Auf quantitativen Merkmale unterscheiden sich die Merkmalsträger hinsichtlich eines Kontinuums, z. B. Körpergröße, Einkommen oder Ängstlichkeit. Die Merkmalsausprägungen quantitativer Merkmale entstammen also einem Spektrum. Transformiert man Merkmalsausprägungen in Zahlwerte, wie z.B. weiblich als 1 und männlich als 2, oder „sehr häufig“, „häufig“, …“selten“ und „nie“ in Zahlen von 7 bis 0 spricht man von Kodierung. Viele Fragebögen haben kein offenes Format, also offene Eingabefelder für die Antworten, sondern ein geschlossenes Format, das heißt, die Probanden kreuzen die passendste Antwort an.