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Objektivität
- 20. Juli 2018
- Posted by: Mika
Ein Test ist objektiv, wenn das Ergebnis unabhängig davon ist, welche/r Versuchsleiter/in den Test durchgeführt, ausgewertet und interpretiert hat.
Daher spricht man von den drei Teilaspekten der Objektivität: der Durchführungs-, Auswertungs- und Interpretationsobjektivität.
Die Durchführungsobjektivität wird durch eine maximale Standardisierung (s. o.) gewährleistet, das heißt, dass alle Probanden die gleichen Vorgaben, das gleiche Material und die gleichen Instruktionen erhalten. Die Versuchsleitung wird instruiert, wie sie auf Rückfragen reagieren soll und versucht die nicht-standardisierte soziale Interaktion mit der Testperson auf ein Minimum zu reduzieren. Man weiß nämlich, dass selbst minimale Verhaltensunterschiede (Lächeln vs. unfreundliches Verhalten, Zuspruch und Bekräftigung vs. Drohung o. ä.) Einflüsse auf die Versuchspersonen haben kann.
Die Beurteilung, ob die Durchführungsobjektivität gegeben ist, erfolgt meistens nicht durch empirische Untersuchungen, sondern auf Basis von Plausibilitätserwägungen. Theoretisch könnte man den Probanden mehrfach mit unterschiedlichen durchführenden Personen den Test vorlegen und überprüfen, ob sie jedes Mal das gleiche Ergebnis erzielen. Das ist allerdings aufwändig und Effekte der Testwiederholung müssen berücksichtigt werden.
Die Auswertungsobjektivität ist das Ausmaß, in dem das Verhalten der Testperson eindeutig in einen Testwert überführbar ist. Bei geschlossenen Antwortformaten wie Multiple Choice-Aufgaben oder Aufgaben mit einer eindeutigen richtigen Lösung (wie z. B. Matheaufgaben) ist die Auswertung unstrittig, anders verhält es sich aber bei der Beurteilung der Argumentationskraft eines Aufsatzes oder der Kreativität einer Tanzkür.
Nicht zuletzt muss die Interpretationsobjektivität gegeben sein. In welchem Rahmen wird das Testergebnis beurteilt, welche Schlüsse werden gezogen? Wenn Forensiker auf Basis der gleichen Gutachten zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, ob die Person Bewährung erhalten soll oder nicht, ist die Interpretationsobjektivität nicht gegeben. Hält ein Therapeut einen Wert von 30 in einem Depressionsfragebogen als Anlass zur Diagnose und Therapie dieser Störung und ein anderer Therapeut findet, es handele es sich um einen unauffälligen Wert im Normalbereich? Und wenn eine 15-jährige Person 50% aller Aufgaben eines bestimmten Intelligenztestes richtig lösen kann, wie kann man ihre Intelligenz dann im Vergleich anderer Personen ihrer Altersgruppe interpretieren?
Normierung, Cut-Off-Werte und Prozentränge aus vergleichbaren Populationen helfen, eine hohe Interpretationsobjektivität zu gewährleisten. Denn mithilfe solcher Vergleichswerte steht das Testergebnis nicht mehr für sich isoliert, sondern kann in Bezug zu anderen Ergebnissen gesetzt werden. Die 15-Jährige, die 50% der Aufgaben richtig gelöst hat, zeigte sicherlich eine sehr überdurchschnittliche Leistung, wenn es nur 1% der 15-Jährigen gelingt so viele oder noch mehr Aufgaben zu lösen. Wenn aber in ihrer Altersgruppe die Mehrheit alle Aufgaben richtig löst, ergibt sich ein anderes Bild für die Interpretation der Leistung. Es ist auch möglich, intraindividuelle Vergleiche anzustellen: so kann man bei der Interpretation auch berücksichtigen, wenn die Person mit 14 Jahren noch deutlich mehr oder deutlich weniger Fragen korrekt beantwortet hat. Die Interpretation eines Testergebnisses ist also immer relativ im Vergleich zu anderen Merkmalsträgern oder der Entwicklung des Merkmals bei einer Person über die Zeit.