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Nebengütekriterien
- 20. Juli 2018
- Posted by: Mika
Wie bereits erwähnt, gibt eine große Liste von weiteren Gütekriterien, hinsichtlich derer ein Test bewertet werden kann. Für berufsbezogene Eignungsdiagnostik gibt es in Deutschland sogar eine Norm, die DIN 33430, die festlegt, ob Testinstrumente zur Beurteilung beruflicher Eignung bestimmte Qualitätsstandards erfüllen.
Neben den oben erwähnten soll an dieser Stelle kurz auf zwei Kriterien eingegangen werden.
Normierung
Ein Gütekriterium ist die Normierung, das heißt die Forderung nach Normwerten für bestimmte Bevölkerungsgruppen. Ein Testwert an sich hat noch keine Aussagekraft, ein IQ von 100 hat nur dann eine Bedeutung, wenn er in Relation zu anderen Testergebnissen gesetzt wird.
Wenn man einen Persönlichkeitsfragebogen macht, hilft es wenig, wenn man weiß, dass man 50 oder 75 Punkte auf der Skala für Extraversion erzielt hat. Stattdessen interessieren relevante Vergleichswerte, also z. B. wie extravertiert man relativ im Vergleich zur deutschen Bevölkerung oder anderen Personen gleichen Alters und gleichen Geschlechts ist. Die Normierung ist ein relativ aufwändiger und sehr teurer Prozess, weil dabei für alle Bevölkerungsgruppen repräsentative (→ Verweis Repräsentativität) Stichproben erhoben werden müssen, um Mittelwert und Varianz des Merkmals in der Population zu ermitteln.
Für Forschungsfragen sind absolute Normwerte oft nicht von so großer Bedeutung, weil man sich eher dafür interessiert, ob ein Merkmal mit einem anderen korreliert ist oder ob man es gezielt durch Interventionen beeinflussen/steigern oder verbessern kann. Dafür ist es irrelevant, ob die Versuchspersonen vorher überdurchschnittlich hoch oder niedrig auf dem Merkmal scorten.
Für Individualdiagnostik ist es hingegen umso interessanter, wie der eigene Wert im sozialen Vergleich einzuordnen ist. Intelligenztests werden daher in regelmäßig Abständen neu normiert und zwar nach Altersgruppen, Schulformen und anderen demographischen Variablen.
Testfairness
Ein weiteres Gütekriterium ist die Testfairness, also inwiefern bestimmte Menschen in dem Test diskriminiert werden, da sie systematisch schlechter abschneiden als andere Personengruppen.
Ein Geschicklichkeitstest am Computer kann z. B. gegenüber alten Personen unfair sein, da diese im Umgang mit dem Computer weniger Übung und Routine haben als jüngere Menschen.
Oder stell Dir vor, Deine verbale Intelligenz soll über Deinen Wortschatz und Deine Fähigkeit, Dich treffend auszudrücken, getestet werden. Dazu beschreibst Du Situationen auf Bildern. Diese Bilder zeigen lokale oder religiöse Traditionen, wie z. B. eine christliche Messe oder ein Sankt Martins-Fest. Personen aus einem anderen Kulturkreis haben schlechtere Chancen, diesen Test gut zu bearbeiten, weil ihnen das notwendige Hintergrundwissen fehlt.
Dies ist ein Beispiel für ein nicht kulturfaires Item. Diese Frage soll logisches Schlussfolgern oder die Fähigkeit Analogien zu bilden testen. Aber es setzt Wissen aus dem über die Heilige Messen im Christentum voraus und kann deswegen nur von Personen beantwortet werden, die über entsprechendes kulturelles Wissen verfügen.