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Erstellung von Fragebögen/Online-Fragebögen
- 20. Juli 2018
- Posted by: Mika
Die Möglichkeit, Probanden im Internet zu rekrutieren und Studien online durchzuführen, markierte einen Umbruch für den Prozess des Datenerhebens. Mit wenig Aufwand und Kosten können Forscher mithilfe von Online-Fragebögen größere Stichproben befragen, als dies in Labor-Erhebungen denkbar wäre.
Die Teilnahme ist sehr flexibel, da sie nicht an einen bestimmten Ort oder Zeit gebunden ist: Probanden können ohne den Aufwand einer Anfahrt jederzeit die Untersuchungen durchführen. Das ist angenehm für die Probanden und verringert die Hürde an diesen Studien teilzunehmen. Mit Online-Erhebungen kann man also wesentlich größere Personenkreise rekrutieren. Im Gegensatz dazu nehmen beispielsweise an Laboruntersuchungen in Universitäten meist nur Studierende teil. Selbst wenn nicht-Studierende für die Teilnahme gewonnen werden können, sind es selektiv nur Personen, die in der jeweiligen Universitätsstadt wohnen. Die Reichweite von online-Fragebögen ist wesentlich größer und kann durch Verbreitung in verschiedenen Sozialen Netzwerken oder Verteilern spezifisch auf die Zielgruppe zugeschnitten werden.
Crowdsourcing-Plattformen wie MTurk oder Reddit übernehmen das Rekrutieren und verfügen über einen riesigen Probandenpool, sodass man binnen kurzer Zeit über sehr große Datensätze verfügen kann.
Neben diesen Erleichterungen gilt es bei Online-Studien auch einige Schwierigkeiten zu berücksichtigen. Je nach Untersuchungsgegenstand und Erhebungsart können diese Probleme verschärft oder nur von geringer Bedeutung sein. Es ist also wichtig im Einzelfall abzuwägen, ob eine Online-Studie geeignet ist. Zudem muss die Qualität der Daten durch sorgfältige Analysen begründet werden. Hier seien nur beispielhaft einige Limitationen von Online-Erhebungen aufgeführt:
Die Bedingungen während der Erhebung können nicht kontrolliert werden: Ob die Person abgelenkt wurde, andere Personen anwesend sind, die die Bearbeitung beeinflussen oder ob manche Personen mehrfach teilnehmen, kann nicht nachvollzogen werden. Für das letzte Problem gibt es viele technische Lösungsversuche, das Abspeichern der IP-Adresse ist der einfachste davon: Aber diese Lösungsansätze gehen meist auf Kosten der Anonymität oder des Datenschutzes und gewährleisten keine vollständige Sicherheit. Eine Person kann von verschiedenen Rechnern teilnehmen und umgekehrt können sich mehrere Personen in einem Haushalt den gleichen Computer teilen.
Außerdem gibt es häufig das Problem extrem hoher Abbrecherquoten bei Online-Fragebögen. Diese Ausfälle verringern nicht nur die Anzahl der verwertbaren Datensätze, sondern hängen möglicherweise systematisch mit den Personenvariablen zusammen. Das führt dann vielleicht dazu, dass bestimmte, für die Untersuchung interessante Personengruppen die Studie nicht bis zu Ende durchführen: Personen mit einer spezifischen Abneigung gegenüber Mathematik werden mit höherer Wahrscheinlichkeit bei Rechenaufgaben abbrechen. Personen mit Alkoholproblem sind eher nicht bereit, Angaben über ihren Alkoholkonsum zu machen.
Technische Schwierigkeiten wie z. B. bei dynamischen oder animierten Inhalten oder bei der Bearbeitung mit dem Smartphone müssen unbedingt bedacht werden. Die technischen Anforderungen sollten im Vorfeld beschrieben sein.
Die großen Crowdsourcing-Plattformen sind vielfach in Kritik geraten, weil einige der Teilnehmenden sehr versuchserfahren sind und in kürzester Zeit und wenig sorgfältig möglichst viele Fragebögen bearbeiten, was die Verwertbarkeit der Daten in Frage stellt. Wenn Probanden nur wegen der Belohnung oder aus Neugierde an der Umfrage teilnehmen, ist die Bearbeitung der Fragebögen möglicherweise nicht ernsthaft und gewissenhaft.
Es gibt keine Versuchsleitung, die die Versuchspersonen bei Fragen oder Unklarheiten kontaktieren können. Verstehen die Teilnehmenden die Instruktionen falsch, sind ihre Daten möglicherweise unbrauchbar. Im schlimmsten Fall gehen sie trotzdem in die Datenanalyse ein, da im Nachhinein schwer beurteilt werden kann, ob es Verständnisprobleme gab oder nicht.
Gerade bei Themen, die Verzerrungen durch soziale Erwünschtheit erliegen können oder sensible Daten erfassen, muss die Anonymität und der Schutz der Daten durch Verschlüsselung gewährleistet und deutlich kommuniziert sein.
Laborexperimente zum Nachweis von kausalen Zusammenhängen können nicht durch Online-Fragebögen ersetzt werden.
Online-Umfragetools bieten auch Personen ohne Programmier- oder Webdesignkenntnissen die Möglichkeit, selbst Umfragen zu erstellen und zu veröffentlichen. Für die nicht-kommerzielle Nutzung sind diese Tools oft kostenlos zu benutzen und die Plattformen bieten teilweise schon Auswertungshilfen an oder die Möglichkeit, die Daten in aufbereiteter Weise für gängige Statistikprogramme wie R oder SPSS herunterzuladen.
SurveyMonkey ist ein US-amerikanisches Unternehmen, das kostenlose Umfragen ermöglicht und in deutscher Sprache verfügbar ist. Auf der Webseite gibt es umfangreiche Anleitung und Hinweise für die Erstellung und Verbreitung erfolgreicher Umfragen. Die Bedienung ist intuitiv und über graphische Oberflächen.
Unipark ist ein ganz ähnliches Online-Umfrage-Tool eines norwegischen Unternehmens. Einige ihrer Server befinden sich in Deutschland, was aus Datenschutzgründen ein wichtiger Aspekt sein kann. Allerdings müssen auch Studierende für eine Nutzung über eine Testzeit von zwei Wochen hinaus eine Lizenzgebühr zahlen. In einem Blog berichten sie von verschiedenen Herausforderungen bei Online-Studien und geben viele hilfreiche Tipps, was man bei der Durchführung und Erstellung der Studien berücksichtigen sollte.
SoSciSurvey erfreut sich ebenfalls großer Beliebtheit für Online-Untersuchungen: für wissenschaftliche Zwecke ist die Benutzung kostenlos und das Unternehmen betreibt nur Server in Deutschland. Es bietet verschiedene Funktionen an, um die Anonymität der Probanden zu gewährleisten, was vor allem dann wichtig ist, wenn die Studie sensible Daten erfragt. Genauso wie die anderen Online-Umfrage-Tools kann man die Umfragen mit einem Baukastenprinzip zusammenstellen, oder aber auch selbst mit HTML und php entwickeln.
Die Elemente der Fragebogenseite können nach dem Baukastenprinzip zusammengestellt und angeordnet werden
Verschiedene Fragetypen, interaktive Elemente oder Zufallsgeneratoren stehen zur Auswahl.
Lime-Survey ist ein weiteres Online-Programm, das die Erstellung von Online-Studien ermöglicht. Es ist in vielen Sprachen verfügbar und entwickelt sich schnell weiter. Zu seinen Funktionen gehört auch die sofortige Studienauswertung, was es einfach macht, den Teilnehmenden Punkte oder Auswertungen während der Bearbeitung zurückzumelden. Neben einer kostenlosen Nutzung gibt es verschiedene kostenpflichtige Erweiterungen mit größerem Funktionsumfang.
Auch bei Limesurvey kann man Online-Studien erstellen; das moderne graphische Design ist dabei besonders gelungen.